Die Installation von 230V Elektrik im Camper ist wirklicher Luxus und ermöglicht euch Haushaltsgeräte zu betreiben oder euere Handys aufzuladen. In diesem Beitrag möchte wir euch zeigen, wie ihr die Installation fachgerecht und sicher durchführen könnt.
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Elektrik (230V) im Camper
Im Beitrag 12V-Elektrik haben wir euch bereits den Basis-Stromkreislauf erklärt. Wenn ihr jedoch Haushaltssteckdosen, Leselampen oder eine Herdplatte mit Stromversorgung einbauen wollt, benötigt ihr mehr Leistung. Wie ihr diese Leistung bekommt und auf welche Punkte ihr bei hohen Stromstärken achten solltet, erklären wie immer einfach und übersichtlich 🙂
Wechselrichter & Spannungswandler
Ein Wechselrichter & Spannungswandler sorgt dafür, dass aus eurer 12V Batteriespannung 230V üblicher Haushaltsstrom wird. Hier stehen euch verschiedene Modelle und Ausführungsarten zur Verfügung.
Reiner Sinus-Wechselrichter
Der reine Sinus-Wechselrichter* sorgt bei der Umwandlung für gleichmäßige Sinuskurven, d.h. die Spannungskurve schwingt gleichmäßig auf und ab. Dieses Modell ist auch das teuerste, jedoch habt ihr hier viel wertvolle Technik wie Über- und Unterspannungsschutz, Schutz vor Kurzschlüssen oder Überhitzung an Bord. Zudem können mit der reinen Sinuskurve auch empfindliche Geräte ohne Probleme betrieben werden. Wir haben uns für das zuvor verlinkte Modell von Novopal mit einer Leistung von 3000W entschieden (dazu später mehr).
Modifizierter Sinus-Wechselrichter
Ein modifizierter Sinus-Wechselrichter* baut die Sinuskurve nur nach, d.h. es kommt zu einem starken Anstieg mit kurzem Plataeu und einem anschließend starken Abfall der Spannung. Diesen Spannungswandler könnt ihr ebenfalls in eurem Camper verbauen, jedoch mit einem Nachteil. Empfindliche Geräte können aufgrund der nicht-reinen Kurve in ihrer Funktion eingeschränkt werden oder ausfallen. Aus diesem Grund haben wir uns gegen dieses Modell und für einen kleinen Aufpreis entschieden.
Wichtig:
Über die dauerhaft lieferbare maximale Leistung eueres Spannungswandlers solltet ihr euch unbedingt Gedanken machen. Hierfür rechnet ihr die Leistung aller angeschlossenen Verbraucher (230V) zusammen. Bei einer elektrischen Herdplatte können das bei voller Stufe 4.000 Watt sein!
Anschluss an Batterie
Habt ihr euch für einen Wechselrichter entschieden wird dieser nach Einbauanleitung des Herstellers an die Batterie angeschlossen. Hierfür wird das dicke rote Kabel am Pluspol und das schwarze Kabel am Minuspol befestigt. Beim Anschluss solltet ihr darauf achten zuerst den Pluspol und danach den Minuspol anzuschließen!
Wichtige Regel:
AN - klemmen: Erst PLUS + dann MINUS -
AB - klemmen: Erst MINUS - dann PLUS +
Vertauscht man die Pole beim An- oder Abklemmen der Kabel kann ein Kurzschluss verursacht werden, der unter Umständen zu Schäden an euren elektronischen Geräten führt. Am besten stellt ihr euch die Batterie wie euer Herz vor, welches über die rote Plusleitung Blut in euren Körper pumpt. Bildlich gesprochen ist es lebensnotwendig, dass dieser Strang zuerst angeschlossen und zuletzt abgetrennt wird.
Leitungsschutzschalter (LS-Schalter)
LS Schalter dienen dem Schutz euer Kabel vor Überlastung durch angeschlossene Geräte. Arbeiten zu viele elektrische Geräte auf einmal an einem Stromkreis kann ein Überlaststrom entstehen, welcher durch Hitzebildung die Isolierung der Kabel beschädigt und einen Kurzschluss produziert. Genau an dieser Stelle springt der LS-Schalter an und unterbricht die Stromzufuhr, sodass kein Kabelbrand entsteht.
Für die TÜV Abnahme empfehlen wir den Einbau eines kombinierten LS-FI-Schalters*. Der Schalter sollte am besten an einer senkrechten Holzplatte nahe des Spannungswandlers montiert werden und von außen gut zugänglich bzw. einsehbar sein. Trennt eure Leitungen, veredelt sie mit Aderendhülsen* und befestigt diese in den vorhandenen Löchern der Armatur. Hier könnt ihr nicht viel falsch machen 🙂
Hinweis:
Bezieht ihr Strom aus externen Quellen - wie z.B. Landstrom auf einem Campingplatz - so ist eine Absicherung sogar gesetzlich vorgeschrieben!
Fehlerstromschutzschalter (FI-Schalter)
Der FI-Schalter erkennt Fehlerströme durch beschädigte oder fehlerhafte Geräte und können unter Umstände Leben retten. Läuft ein Teil des Stroms von einem Gerät nicht zurück zum FI-Schalter sondern z.B. in die Fahrzeugkarosserie oder ein anderes Bauteil, kann es zu einem tödlichen Stromschlag kommen.
Daher ist die Verwendung eines kombinierten LS-FI-Schalters* wichtig für eure eigene Sicherheit! Um euch nach der Installation der 230V-Technik abzusichern, könnt ihr euer digitales Multimeter* verwenden. Haltet die beiden Enden an leitende Bauteile und messt die Spannung. Zeigt das Multimeter nichts an, habt ihr alles richtig gemacht.
Anschlussleitung
Im Gegensatz zur 12V-Technik werden bei 230V Hausstrom mindestens drei Leitungen (=drei Phasen) benötigt, eine Plus-, Minus- und Neutralleitung. Auch hier handelt es sich um mehradrige Litzenkabel, welche sich bei Bewegungen und Vibrationen besser verformen können und somit nicht brechen.
Laut Gesetzt sollten keine Kabelquerschnitte < 1,5 mm² verwendet werden, wir haben uns für 2,5 mm² Leitungen entschlossen. Das Ende der Litzen haben wir mit Aderendhülsen veredelt, um das Brechen einzelner Adern zu verhindern und einen saubere Fläche zur Übertragung von Strom zu schaffen.
Farben:
braun = Plusleitung
blau = Minusleitung
grün = Neutralleitung
Schuko-Steckdosen
Die meisten Wechselrichter haben Ausgänge mit handelsüblichen Schuko-Anschlüssen. Um die Stecker nicht selbst verkabeln zu müssen, könnt ihr euch einen fertigen Schuko-Stecker* in Anschlusskabel bestellen. Das spart Zeit und lästige Fieselarbeit 😀
Leitungsverlegung
Für die Verlegung der 230V-Kabel solltet ihr ein paar Vorschriften beachten, insbesondere die Hinweise der DIN VDE 0100-520. Zusammenfassend sagt diese Norm aus, dass 230V in Leerrohren* zu verlegen sind, jedoch niemals zusammen mit 12V Leitungen.
Warum ist das so? Alle Isolationen in einem Leerrohr müssen spannungsfest gegenüber die höchsten Nennspannung sein, da es ansonsten zu Spannungsübertritten kommen kann. Bei 230V müssten die 12V Leitungen also eine Spannungsfreiheit bis 230V haben, was selten der Fall ist. Am besten verlegt ihr 12V und 230V separat voneinander. Die Schuko-Leitung bindet ihr also in die FI-/LS-Schalter ein und verlegt diese von dort aus in Richtung eurer Verbraucher.
Kabelverteilung
Die Kabelverteilung haben wir ähnlich wie bei der 12V-Technik vorgenommen. Mit Hilfe von Wago-Klemmen* und Abzweigdosen* haben wir unseren Hausstrom direkt zu den Verbrauchern geleitet. Insgesamt haben wir drei Leerrohre für alle Kabel verlegt, einmal für 230V Leitung (3-phasrig) und jeweils eine Plus- bzw. Minusleitung von 6,0 mm² (12V). Achtet auch hier auf kurze und direkte Wege zu den einzelnen Verteilern.
Zur besseren Übersicht haben wir euch ein Foto unserer 230V Installation beigefügt, auf der ihr die Abmessungen der einzelnen Bauteile und deren Platzierung erkennen könnt. Wir hoffen das hilft euch weiter 🙂
Wir hoffen dieser Beitrag hat euch gefallen 🙂
Jetzt seid ihr bereit für Hausstrom im Camper!
Euer Pinguin & Fuchs