Strom ist das Herzstück euers Campers und einer der wichtigsten Ausbauschritte. Wir möchten euch das komplexe Thema so einfach wie möglich erklären und euch Schritt für Schritt durch die Installation der Elektrik führen.

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Elektrik (12V) im Camper

Ihr seid jetzt schon überfordert und denk: "Ohmann wie soll ich denn die Elektrik selbst machen, das ist doch richtig schwierig..." Wir wissen, dass der Bau der Elektrik kein einfaches Thema ist und sicher nicht jedem Spaß macht. Daher möchten wir euch in diesem Beitrag so einfach wie möglich durch die einzelnen Arbeitsschritte führen und euch wertvolle Tipps an die Hand geben. So könnt ihr ohne Probleme den Ausbau der Camper-Elektrik in die eigene Hand nehmen 🙂 Den Beitrag zur 230V Installation findet ihr übrigens hier.

Elektrik - der richtige Standort

Als ersten Schritt solltet ihr euch Gedanken über einen geeigneten Platz für Strom und Elektrik machen. Bitte unterschätzt nicht den Platzbedarf den ihr für die Installation eurer Camper-Eletrik benötigt! Hier ein paar wichtige Tipps für einen guten Standort:

- Gute Zugänglichkeit für Kontrollen und Reparaturen

- Erhöhte Position wegen Befestigung mit Schrauben/Bolzen

- Nahe Außenwand (Kabelverlegung hinter Innenverkleidung)

- Ausreichend Luft zur Kühlung (keine kompakte Einhausung)

Wir haben uns für die hintere linke Ecke unseres Kastenwagens entschieden und ein entsprechendes Podest für die einzelnen Elemente der Elektronik gebaut. Wie groß das Podest sein soll, hängt von der Anzahl und Größe eurer Bauteile ab. Am besten zeichnet ihr die Lage grob auf und schätz die benötigte Fläche ab.

Strom-Kreislauf (für Anfänger)

Auf der folgenden Abbildung könnt ihr - vereinfacht dargestellt - einen Stromkreislauf mit einer Batterie erkennen. Vom Pluspol eurer Batterie fließt der Strom zu den Verbrauchern (z.B. Kühlschrank, Herdplatte, Lampen, etc.) und von dort zurück zum Minuspol eurer Batterie. Mit diesem Lückenschluss habt ihr einen geschlossener Stromkreislauf.

Wenn alle Verbraucher fehlerfrei arbeiten funktioniert das System. Ist dies nicht der Fall, kann der Stromfluss ansteigen und die Kabel durch die entstehende Wärme beschädigen. Hier könnt ihr eine Sicherung verwenden, welche den Stromkreislauf bei einer Fehlfunktion unterbricht und schlimmere Schäden vermeidet. Eure Batterie ist außerdem noch zu erden (z.B. Anschluss an Fahrzeugkarosserie), um Fahrzeug und Elektrik auf ein Niveau zu bringen. D.h. ihr bekommt keinen Stromschlag, wenn ihr an das Metall eures Campers fasst.

In der Regel werdet ihr mehrere Verbraucher haben und euer Stromkreislauf wird wie auf dem folgenden Bild aussehen. Hier laufen mehrere Plusleitungen zu den Verbrauchern und eine gebündelte Minusleitung zurück zu eurer Batterie.

Das wäre es auch schon mit unserem kurzen Exkurs in die Welt der Stromkreisläufe gewesen. Wenn ihr dieses Prinzip verstanden habt, könnt ihr die grobe Struktur eurer Camper Elektronik bereits planen 🙂

Bei der Fahrzeugbatterie wird immer zuerst der Pluspol angeschlossen, danach erst der Minuspol!

Wichtige Regel:

AN - klemmen: Erst PLUS + dann MINUS -

AB - klemmen: Erst MINUS - dann PLUS +

Batterie

Eine zusätzliche Batterie in eurem Camper können wir nur empfehlen, da eine Verbindung mit dem Stromkreislauf des Fahrzeuges nur von fachkundigen Personen vorgenommen werden sollte. Wenn ihr nicht ordentlich gearbeitet habt, kann euer Fahrzeug unter Umständen ausfallen (z.B. Entladung, Überschreibung Codes, etc.). Diesen Ärger möchtet ihr euch sicher ersparen, schließlich wollt ihr eure freie Reisezeit auch genießen. Durch eine zweite Batterie könnt ihr einen komplett selbstständigen Kreislauf aufbauen und dort alle Verbraucher eigenständig versorgen.

Doch welche Batterie ist die richtige für mich? Diese Entscheidung können wir euch nicht zu 100% abnehmen, da jeder Vanausbau individuell ist. Zunächst solltet ihr die verschiedenen Batterietypen und deren Vor- bzw. Nachteile kennen.

Bleibatterie*:

Bleibatterien (Blei-Säure-Batterie) sind bereits lange auf dem Markt, d.h. sie besitzen eine zuverlässige Technik und sind kostengünstig. Jedoch bringen sie auch ordentlich Gewicht auf die Waage und entladen sich über längere Zeit selbst, wenn sie nicht aufgeladen werden.

AGM Batterie*:

AGM ("Absorbent Glass Mat") steht für Batterien mit einer Glasfasermatte, welche die Elektrolyten binden und eine Säureumschichtung verhindern. Im Vergleich zur klassischen Bleibatterie sind sie wartungsärmer und die geschlossene Bauform bietet mehr Schutz. Die Kosten sind hier etwas höher als bei einer reinen Blei-Säure-Batterie.

Gelbatterie*:

Im Prinzip ist diese Batterie eine Weiterentwicklung der AGM Batterie bei der die Schwefelsäure im Akku durch Kieselsäure gebunden ist und dadurch eine gelartige Masse entsteht. Gelbatterien punkten vor allem durch sehr geringen Verschließ, hohe Resistenz gegen Stöße und Schwingungen und niedriges Risiko für Entladung. Diese Technik hat natürlich ihren Preis, weshalb man hier nochmals ein paar Euro mehr zahlt, als bei der AGM Batterie.

Lithium-Ionen-Batterie (smart)*:

Die Lithium-Ionen-Batterien sind aktuell die leistungsfähigsten und effizientesten und teuersten Energiespeichermedien. Die hohe Energiedichte ermöglicht hohe Stromstärken und bietet euch ein breites Einsatzspektrum. Die lange Lebensdauer und die integrierte Steuertechnik, welche z.B. Tiefenentladungen verhindert, sind weitere Vorteile. Als Nachteile kann man die potentiell höhere Brandgefahr des reaktiven Lithium, die Temperaturempfindlichkeit (<+5°C bzw. >35°C) oder der erhöhte Recyclingaufwand sehen.

Wir haben uns aufgrund der geplanten Verbraucher für eine smarte Lithium-Ionen-Batterie* mit 100Ah entschieden, die uns via App alle Informationen zum Batteriezustand anzeigen kann. Wir haben so viel schneller ein Gefühl für unseren Stromverbrauch bekommen und diesen optimieren können. Die Batterie selbst haben wir in eine Holzkonstruktion gesetzt und mit einem Spanngurt* festgezogen, sodass sie sich nicht bewegen und Schäden produzieren kann.

Batteriekapazität

Wie kann ich die benötigte Kapazität für meine Batterie abschätzen wenn ich gar keinen Plan habe? Ganz einfach, indem man alle Verbraucher addiert, den Leistungsbedarf durch die Batteriespannung teilen und zum Schluss die Nutzungsdauer eurer Verbraucher abschätzen.

Berechnungsbeispiel

Radio mit 20 Watt / Kühlschrank mit 50 Watt / Klimaanlage 42 Watt / LED's 5 Watt

Summe Verbraucher = 20W + 50W + 42W + 5W = 117W

Stromstärke (Ampere) = Leistung (Watt) / Spannung (Volt) = 117 W / 12 V = 9,75 A

Vereinfachte Annahme: Alle Geräte laufen pro Tag 7 Stunden

Amperestunden (Ah) = Ampere (A) x Nutzungsdauer = 9,75 A x 7 h = 68,25 Ah

Ergebnis: Mit einer 70Ah Batterie könntet ihr alle Verbraucher durchgehend für 7 Stunden betreiben, bis euch der Saft ausgeht. Natürlich ist die Nutzung in der Praxis völlig unterschiedlich, z.B. läuft ein Kühlschrank meist 18-14h, das Radio und die LED 2h und die Wasserpumpe 0,2h. Für eure Kalkulation könnt ihr gerne eine vereinfachte Berechnung machen, um genügend Puffer für euren Bedarf einzuberechnen.

Autarkes Camping ohne Strom

Wenn ihr euch dafür entscheidet, mehrere Tage autark und ohne Stromanschluss in der Natur zu campen, solltet ihr die Batteriekapazität größer wählen oder die Batterie mit Solarmodulen kombinieren. Für die zweite Variante haben wir uns übrigens im Zuge des Ausbaus entschieden und haben für unseren Kastenwagen auch keinen Landstromanschluss vorgesehen.

Werkzeuge und Bauteile für Strom-Installation

Welche Werkzeuge benötige ich für die Strom-Installation?

Für das Entfernen der Kabelisolierung könnt ihr eine Abisolierzange* nutzen. Diese entfernt die Isolierung schnell und einfach ohne die darunter liegenden Litzen zu beschädigen.

Zum Trennen von Stromkabel bietet sich ein Seitenschneider* an. Dieser bietet euch einen elektrischen Schutz, absorbiert elektrische Schläge und schneidet selbst dickere Querschnitte durch.

Die Kabelenden könnt ihr mit sog. Aderendhülsen versehen. Die Hülsen werden mit einer Crimpzange* und gleichmäßigem Druck zusammengepresst und umschließen die Kupferdrähte in einer stabilen Pressung.

Welche Bauteile benötige für Strom-Installation?

Um all eure Flachsicherungen an einem Ort zu bündeln, bietet sich ein Sicherungshalter* für KFZ Flachsicherungen. Hier könnt ihr alle Plusleitungen zusammenführen und nach Bedarf Sicherungen ergänzen oder tauschen. Alternativ könnt ihr auch einen Draht-Sicherungshalter* verwenden. Der Nachteil: Ihr müsst jede Sicherung einzeln verbauen und verliert schnell den Überblick.

Minusleitungen könnt ihr vor dem Anschluss an die Batterie mit einer Neutralleiter-Klemme* bündeln. Hier klemmt ihr all eure Minus-Leitungen fest und legt am Ende ein 6,0 mm² dickes Kabel zum Minuspol. Zur Befestigung an der Batterie haben wir  Polklemme* verwendet.

         

Falls eure Elektrik Probleme macht, solltet ihr schnell handeln! Hier empfehlen wir einen Trennschalter* zwischen Batterie und Verbraucher einbauen. Durch Drehen des Schalters könnt ihr den gesamten Stromfluss in eurem Camper unterbinden und euch im Anschluss in Ruhe im die Problemstellen kümmern.

Zur Messung der Batteriespannung oder der Stromstärke haben wir ein digitales Multimeter* verwenden. Über den Drehregler könnt ihr einstellen, welche Parameter ihr messen möchtet; anschließend haltet ihr  die Plus- bzw. Minusleitung an die Messstellen. Wir haben mit dem Multimeter unsere Batterieladung und Stromstärken an Kabelenden gemessen, um die richtige Verkabelung zu überprüfen. Ein wirklicher Allrounder für die Installation der Elektrik.

Strom-Kabel

Für die sichere Installation eurer Elektrik solltet ihr vor allem darauf achten, zugelassene Stromkabel für den KFZ-Bereich zu verwenden. Hier haben wir uns für Kupfer-Litzen-Kabel* mit Isolierung entschieden, welche als Fahrzeugleitungen zugelassen sind und alle Anforderungen für den Einbau in einem Fahrzeug erfüllen.

Im Wesentlichen solltet ihr bei den Strom-Kabel auf Flexibilität, Isolierung (Hitzeschutz)und die richtigen Durchmesser achten. Wir haben mit den Kupfer-Litzen-Kabeln sehr gut Erfahrungen im Hinblick auf Verarbeitbarkeit, Befestigung und Flexibilität gemacht. Auch stecken diese Vibrationen und Schwingungen besser weg, als starre Einzelkabel.

Welchen Leitungsquerschnitt sollte ich wählen?

Halten wir das Thema weiterhin einfach. Der Querschnitt einer Leitung wird meist in [mm²] angegeben und je größer der Querschnitt ist, desto mehr Strom kann hindurch fließen. Wenn ihr Verbraucher mit einer hohen Leistung [W] habt, sollte ihr einen passenden Leitungsquerschnitt wählen.

Wir könnten euch jetzt im Detail erzählen, wie man den optimalen Querschnitt jedes Kabels berechnen könnte. Unser Beitrag wird aber nach dem Motto "keep ist simple" verfasst. Wer die Berechnungen trotzdem machen möchte, findet hier auf anderen Blogs genug Informationen.

Für starke Verbraucher wie z.B. Kühlschrank oder Wasserpumpe haben wir ein 6,00 mm² Kupfer-Litzen-Kabel* verbaut, für die LED-Deckenleuchten nur 1,5 mm²*. Als Anhaltspunkt können wir euch aus praktischer Erfahrung folgende Querschnitte empfehlen: Für kleine Verbraucher wie LED Leuchten reicht ein 1,5-2,5 mm²* Kabel, größere Verbraucher können gut mit 4,00 mm²* Kabel versorgt werden. Hängen an einem Kabel z.B. zwei Verbraucher, könnt ihr  6,00 mm²* verwenden und dieses in dünnere Kabel splitten.

Wie kann ich Strom-Kabel splitten?

Der einfachste Weg um Stromkabel zu splitten ist eine Wago-Klemme*. Die Funktionsweise ist selbsterklärend und einzelne Klemmen lassen sich beliebig oft austauschen bzw. nachträglich ergänzen. Eigentlich sind Wago-Klemmen nicht für den Einsatz in Fahrzeugen entworfen worden, jedoch halten die Verschlüsse sehr gut und wir haben bisher nie ein Problem gehabt. Zur Sicherheit könnt ihr die Klemmen zusätzlich mit einem Klebeband sichern.

 

Für den Camper-Ausbau haben wir 3 verschiedene Wago-Klemmen verwendet:

1. Klemme | 3 Leiter | 6,0 mm²*

2. Klemme | 3 Leiter | 4,0 mm²*

3. Klemme | 2 Leiter | 4,0 mm²*

Wie kann ich Kabel verbinden?

Der einfachste und sicherste Weg, um Litzenkabel zu verbinden ist ein Schrumpfverbinder*. Ihr legt das Kabel in das Formstück, benutzt die Crimpzange zur Befestigung und haltet ein Feuerzeug oder eine Heißluftpistole* an die offenen Enden. Der wärmereaktive Klebstoff zieht sich zusammen und versiegelt die Anschlussstelle. Diese Verbindungen sind sehr stabil, zug- und wasserfest und eignen sich hervorragend für den Innenausbau im Camper.

   

Wie lang dürfen die Strom-Kabel maximal sein?

Ganz einfach: Je länger ein Kabel von der Batterie zum Verbraucher ist, desto mehr Leistung geht verloren. Je dicker ein Kabel, desto höher kann der Leistungsverlust sein. Daher solltet ihr darauf achten, die Energieversorgung so direkt wie möglich und ohne unnötig dicke Kabel zu verlegen. Hier sollte ihr euch jedoch keine Sorgen machen, die Größe euers Kastenwagens und die Längen der neu verlegten Kabel sind überschaubar.

Da ihr nun schon etwas tiefer in der Materie steckt, möchten wir euch ein paar Bilder von unserem Camper-Ausbau zeigen und wie wir die Elektronik aufgestellt und befestigt haben:

Wie gefährlich sind 12V?

Bekommt man eigentlich einen Stromschlag, wenn man beide Pole der Batterie anfasst? Die Antwort: NEIN. Die Spannung und ausgehende Stromstärke der Batterie ist ziemlich gering. Der Strom schafft es kaum, den Widerstand der menschlichen Haut zu überwinden, d.h. ihr spürt nicht mal ein Kribbeln. Daher ist die Installation der 12V-Technik eher unproblematisch und potentiell ungefährlich. In Fachkreisen spricht man ab einer Spannung von 60V von einem gefährlichen Bereich, das ist immerhin das 5-fache eurer maximalen Batteriespannung.

Wir hoffen dieser Beitrag hat euch gefallen 🙂

Nun seid ihr bereit eure eigene Elektronik zu verbauen!

Euer Pinguin & Fuchs

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